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Heilen verboten - töten erlaubt

Die organisierte Kriminalität im Gesundheitswesen

Erschienen am 01.12.2004
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442153275
Sprache: Deutsch
Umfang: 432 S.
Format (T/L/B): 3 x 18.5 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wissenschaftsautor Kurt G. Blüchel liefert nach jahrelanger Recherche ein schonungsloses Porträt des bundesdeutschen Medizinbetriebs. Sein Fazit: Korruption hemmt vielfach die soziale und wirtschaftliche Entwicklung, unterhöhlt die öffentliche Verwaltung und gefährdet die Demokratie. Ein schockierender Aufklärungsbericht über das Medizin-Syndikat und sein skandalöses Unrechtssystem.



Autorenportrait

Kurt G. Blüchel, Jahrgang 1934, ist seit fast vier Jahrzehnten ein intimer Kenner des Medizinbetriebs. Fünfzehn Jahre lang war er als Medizinjournalist in Pharmaindustrie, Ärzteverbänden und anderen Bereichen des Gesundheitswesens tätig. Er hat als Journalist und Sachbuchautor zahlreiche Aufsehen erregende Werke veröffentlicht, darunter die Bestseller "Die weißen Magier", "Heilen verboten - töten erlaubt" und "Bionik. Wie wir die geheimen Baupläne der Natur nutzen können" (alle C. Bertelsmann). Für "Bionik" erhielt er den internationalen Buchpreis CORINE für das beste Wissenschaftsbuch des Jahres 2005. Als Basis für das große ARD-Fernsehquiz "Die große Show der Naturwunder" mit Frank Elstner und Ranga Yogeshwar diente sein großformatiger farbiger Text-Bildband "Faszination Bionik. Die Intelligenz der Schöpfung" (2006, gemeinsam mit Fredmund Malik).

Leseprobe

Friedrich der Große liebte es, Randbemerkungen in Form von Bibelzitaten zu machen. Als der Vorstand der Katharinenkirche zu Potsdam gegen einen Umbau Einspruch erhob, weil er das Gotteshaus verdunkle, schrieb der König an den Rand: »Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.« Auch uns Nachgeborenen bleibt häufig nur der Glaube - zum Beispiel der Glaube an die Wunder im deutschen Gesundheitswesen. So hat etwa die Staatsanwaltschaft Kiel entdeckt, dass Ärzte Säuglinge über Sexualität, Drogenkonsum und Verhütungsmittel im Rahmen der »Lebensberatung« aufgeklärt haben wollen. Vier Münchner Kardiologen verschrieben einem Patienten insgesamt 27 verschiedene Arzneimittel gegen sein Herzleiden. Der Mann hatte die Fachärzte nacheinander konsultiert, die verordneten Medikamente widerspruchslos eingenommen und - überlebt. Für einen praktischen Arzt aus Berlin hatte der Tag im vergangenen Jahr 28,5 Stunden - so viel Praxisdienst rechnete er jedenfalls in den ersten beiden Quartalen 2002 gegenüber seiner kassenärztlichen Vereinigung ab. Und, ganz aktuell: Wenn die Kasse einer Klinik stimmt, können Patienten statt nach acht auch schon nach zwei Tagen als geheilt entlassen werden - Fallpauschalen anstelle von Tagessätzen machen dieses Wunder künftig zum Normalfall. Irgendwie ist auch das gemeinsame »Jahrhundertwerk« der amtierenden SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und ihres CSU-Vorvorgängers Horst Seehofer eine wundersame Konstruktion. Denn in Wahrheit ging es den beiden Politikern weder um eine Reform der Gesundheit noch um eine Reform des vordemokratischen Gesundheitssystems, allenfalls um ein zaghaftes Reförmchen der Zahlungswege, nach dem altbewährten Muster: Wie ziehen wir 72 Millionen zwangsversicherten Bundesbürgern den letzten Cent aus der Tasche? Die Verschwendungsorgie im Medizinbetrieb steht jedenfalls nicht zur Debatte, wie sich aufgrund der hektischen Betriebsamkeit bei den Arbeitsbeschaffungsplanern der »Gesundheitsindustrie« unschwer nachweisen lässt. Bundesregierung und Opposition befassen sich weder mit der längst überfälligen Abschaffung des unseligen Machtapparates kassenärztliche Vereinigungen noch mit dem verdeckten Abrechnungssystem, das kriminellen Handlungen der Ärzteschaft regelrecht Vorschub leistet. Man stelle sich den Aufschrei in den Medien vor, wenn plötzlich alle Kfz-Reparaturen hinter dem Rücken der Autobesitzer von den Werkstattinhabern über mächtige Werkstattvereinigungen mit den Kfz-Versicherern abgerechnet würden! Übrigens: »Autos werden besser behandelt«, ließ die Bundesärztekammer Anfang 2003 im Deutschen Ärzteblatt wissen, als es darum ging, den aktuellen Stellenwert von Klinikpatienten zu ermitteln. In seinem aktuellen Schwarzbuch prangert der Bund der Steuerzahler mehr als hundert Fälle öffentlicher Verschwendung an und weist darauf hin, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Den Selbstbedienungsladen Gesundheitswesen vernachlässigt der Steuerzahlerbund nahezu völlig. Dabei fallen hier allein aufgrund überflüssiger, weil medizinisch unbegründeter, Arzneimitteltherapien jährlich 30 Milliarden Euro Folgekosten an - etwa ebenso viel wie das geschätzte Verschwendungsvolumen der öffentlichen Haushalte, wo es »um nutzlose Brücken, Fehlplanungen, Gedankenlosigkeit im Umgang mit Steuergeldern und Luxus« geht, so Verbandspräsident Karl Heinz Däke. Bei einem wirtschaftlichen Umgang mit Beitragsgeldern der Versicherten könnten auch im Gesundheitswesen enorme Kosten eingespart werden. Die »Es-ist-ja-nicht-mein-Geld«-Mentalität muss endlich aus den Köpfen derjenigen, die über die Verschwendung von Steuergeldern entscheiden, betonte Däke. Erneut forderte der Steuerbund-Chef, dass der Straftatbestand der »Amtstreue« eingeführt wird. Denn selbst wenn die Rechnungshöfe den verschwenderischen Umgang mit Steuergeldern nachwiesen, habe das nur selten Konsequenzen. Ein unabhängiger Amtsankläger müsse außerdem dafür sorgen, dass die Verfahren gegen die Verschwender auch wirklich eingeleitet werden. E