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Dr. Clocks Handbuch des Absurden

Mit einer Einleitung von Andrej Kurkow

Erschienen am 09.11.2009
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442546534
Sprache: Deutsch
Umfang: 159 S., 100 farbige Illustr.
Format (T/L/B): 1.9 x 24.7 x 17.6 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Kunststück! Das erste verbindliche Geschenkbuch des Absurden Stop Making Sense! Dr. Clocks Handbuch des Absurden ist nicht nur ein Augenschmaus und eine Lesefreude. Es beweist, dass mehr Wahrheit in Unsinn und überbordender Phantasie steckt als in sämtlichen Ordnungsprinzipien unseres Alltags. Gebrauchsanweisungen, Landkarten, Pläne, Vorschriften: Was normalerweise für Ordnung in unserem Leben sorgt, ist hier ins Absurde verkehrt. Das Londoner U-Bahnsystem als buntes Fadenknäuel? Viel fröhlicher als das Original. Ein mehrseitiger Fragebogen zur Erforschung des eigenen Unbehagens? Unverzichtbar für den kleinen Neurotiker. Und wer hätte nicht schon lange wissen wollen, was beim Fußball auf der roten Karte steht? Hier erfährt man es endlich. In diesem Handbuch verbünden sich Cartoons, Texte, Kunstwerke, bizarre Objekte und Fotos von Glen Baxter, Lewis Carroll, Damien Hirst, den Marx Brothers und vielen anderen zu einem Fest des fabelhaften Nonsens. Durchgehend vierfarbig, aufwändig gestaltet, ein unwiderstehliches Buch-Kunstwerk.

Leseprobe

In diesem Jahr erschienen die ersten beiden Bände von Diderots Enzyklopädie. Zur selben Zeit wurde in London die erste Irrenanstalt aufgemacht. Damit begann die Epoche des Trennens und Sortierens. Auf der einen Seite die Gesunden, die sich mit Wörtern verschleiern. Auf der anderen Seite die Verrückten, die sich die Federn von der Haut reißen. Jeder Dichter musste von nun an einen Drahtseilakt beherrschen. Und um ganz sicherzugehen, publizierten umtriebige Volkserzieher ganze Regelwerke über normales Verhalten. MIROSLAV HOLUB VORWORT »Je genauer der Ort festgelegt ist, desto ungenauer wird der Impuls bestimmt und umgekehrt.« (Werner Heisenberg über die Unbestimmtheitsrelation, 1927] Sehen ist glauben, heißt es. Aber die Welt ist nicht immer so, wie wir sie sehen. Die Kubisten demonstrierten gekonnt, dass nicht nur die Welt nicht so ist, wie wir sie sehen, sondern auch das, was wir über diese Welt zu wissen glauben. Wenn jedoch unser Wissen über die Welt bereits fehlerhaft ist, dann könnte die Welt überhaupt ganz anders sein, als wir sie sehen und denken. Dennoch ist unser Gehirn sehr wohl in der Lage, in gemalten Gegenständen, die der Realität nicht entsprechen, einen Sinn zu erkennen. In einem Bild kann vollkommen logisch erscheinen, was es in Wirklichkeit gar nicht gibt, etwa M.C. Eschers unendliche Treppe oder das Krocketfeld aus Alice im Wunderland, wo die Krocketschläger Flamingos sind und die Bälle Igel. Oder nehmen Sie die surrealistischen Bilder von René Magritte, auch sie überfordern uns keineswegs. Umgekehrt fällt es uns zuweilen schwer, wirklich zu glauben, was wir in der Theorie als richtig erkannt haben. Ein gutes Beispiel dafür ist die scheinbar endlos geflochtene Möbiusschleife, die in Wahrheit natürlich nur eine Fläche hat und eine Kante. Unvernunft ist oft erstaunlich vernünftig und könnte am Ende sogar die unerträgliche Absurdität des Daseins erträglich gestalten. Don Quijote reitet, falls so etwas geht, in eine Phantasiewelt hinaus, die durch Sancho Panza ständig widerlegt wird. Dennoch glaubt er an das, was er mit seinen vom vielen Ritterromanlesen getrübten Augen sieht, und wird gerade dadurch zum Edelmann. Oder Candide. Candides Lehrer Pangloss vermerkt nicht ohne Befriedigung, dass erst das Unglück, das Candide im Laufe des Romans widerfährt, seinem Schüler die Augen für die wahre Beschaffenheit der Welt geöffnet hat - nämlich als die beste aller möglichen Welten. Kurt Vonneguts Held Billy Pilgrim schließlich bleibt sogar mitten in einer Gefechtszone höflich stehen, um einem Scharfschützen der Fairness halber zu gestatten, einen zweiten Schuss abzufeuern. Der zweite Schuss hingegen (besser platziert als der erste, da Billy Pilgrims Bewegung antizipierend] verfehlt ihn ebenfalls. Wäre Billy vernünftig gewesen, wäre er nicht stehen geblieben, sondern weggelaufen, wie es eigentlich von ihm zu erwarten war, hätte ihn die Kugel getroffen. Dies sind klassische Beispiel für den Triumph des Absurden, das in seinem vermeintlich widersinnigen Verlauf mitunter die Unschuldigen bevorzugt. In jedem Unglück, jeder Katastrophe zeigt sich die Welt zwar von ihrer grausamen, unberechenbaren, irrationalen Seite, dennoch glauben diese schlichten Gemüter unverdrossen an eine wie auch immer geartete Ordnung. Aber seien wir ehrlich, gerade die Unberechenbarkeit der Welt (in der nicht einmal die Uhrzeitsicher ist] macht sie zum idealen Spielplatz des Absurden. Wir leben in dem Bewusstsein, dass all unsere Gewissheiten letztlich umgebungsabhängig sind. Ein Handbuch des Absurden wie das von Dr. Clock kann dabei als eine Art Messinstrument dienen, das den Abstand der Realität zu unseren liebsten Gewissheiten ständig neu bestimmt. Aber es ist ein notwendiges Korrektiv, mag es nun um die Uhrzeit gehen oder was immer. MEL GOODING EINLEITUNG Beinahe jeden Tag begegnet uns etwas, das uns vollkommen überrumpelt. Wir gehen an einem Zebrastreifen über die Straße und stolpern über einen Igel,